Igelsäuglinge
Da ich selber wenig praktische Erfahrung mit Igelsäuglingen habe, aber gehäuft Fragen zu diesem Thema gestellt werden, werde ich hier das wichtigste kurz zusammen fassen:
Zuerst ist es nötig zu wissen, dass man Igelmütter mit Ihrem Nachwuchs auf keinen Fall stören soll. Dies kann zu großem Stress der Igelmutter führen, die ihre Kleinen deshalb eventuell verlässt oder sogar tötet. In anderen Fällen sucht sich die Mutter ein neues Nest, wo sie ungestört ist, was meist bei weitem nicht die Qualitäten des alten Quartiers aufweist. Aus diesen Gründen muss man es vermeiden Igelnester aufzustöbern und wenn das aus Versehen geschieht muss man sich sofort wieder zurückziehen um negative Folgen zu verhindern. Auch auf eine eigenhändige Verlegung des Igelnestes ist unbedingt zu verzichten, außer im äußersten Notfall, da sich die Igelmutter meist selber wieder ein anderes Nest suchen wird und so zweimal den Stress des Umzugs erlebt.
Manchmal findet man Igelsäuglinge, die vor ihrem Nest rumkrabbeln. Diese Tiere brauchen keine Hilfe, da die Mutter vielleicht auf Nahrungssuche ist oder bei einer Nestumlegung wegen der sie mit dem Transport der Geschwister beschäftigt ist. Vorsichtshalber kann man die Kleinen mindestens eine Stunde aus der Ferne beobachten, denn sonst traut sie die Igelmama nicht mehr zurück.
Lediglich Igelsäuglinge, die
tagsüber entfernt vom Nest zu finden sind oder gar Babys, die womöglich schon
von Fliegeneiern (weißlich gelbliche Flecken) oder Maden befallen sind brauchen
sofort fachkundige Hilfe. Meist ist es sinnvoll Sofortmaßnahmen zu ergreifen
und dann Hilfe von der nächstgelegenen Igelstation (beim nächstgelegenen
Tierheim anrufen, denn die haben normalerweise die Nummer und Adresse oder
können selber helfen) anzunehmen, denn die Aufzucht von Igelsäuglingen
erfordert viel Zeit und Erfahrung.
Sofortmaßnahmen
Parasiten:
Fliegeneier müssen sofort mit einem feuchten Tuch oder Pipette entfernt werden
bevor die Parasiten den Igelsäugling innerlich zerfressen. Dabei sollte man am
besten eine Lupe benutzen um unter keinen Umständen eine Made oder ein Ei zu
übersehen. Auf keinen Fall soll man den kleinen Igel baden, weil dies zuviel
Stress für das Tier bedeuten würde.
Wiegen
Nach der Ungezieferentfernung sollte man den kleinen Igel wiegen (geht einfach
auf der Küchenwaage) und nach dem "Merkblatt zur Aufzucht verwaister
Igelsäuglinge" (siehe unten) Alter bestimmen. Das ist wichtig um die
Futtermenge und -häufigkeit zu ermitteln und um sich bei der nächsten
Igelhilfe kundig zu machen.
Fütterung
Bei der Fütterung nie Babynahrung für den Menschen oder gar Kuhmilch
verwenden, da beides zu schweren Durchfällen führt und als Folge meist zum Tod
des Tieres. Was sich hingegen sehr gut zum Füttern eignet ist Esbilac
(Ersatzmilch für Katzen, die nur beim Tierarzt erhältlich ist). Esbilac wird
dann mit einer 2ml-Einwegspritze ohne Nadel (auch beim Tierarzt oder in der
Apotheke erhältlich) und sehr wenig verdünnter ungesüßter Fencheltee
angerührt. Bei den ersten Fütterungen kann man auch einen Tropfen Bienenhonig
zugeben, um den Igel zu "überreden" das Futter anzunehmen. Das Futter
muss man jedes Mal neu zubereiten, damit es auch wirklich frisch ist und nicht
verdirbt. Zudem muss die Einwegspritze jedes Mal gut mit heißem Wasser
ausgespült werden.
Auch wenn Sie einen Igelsäugling finden und das Tier nicht behalten können Sie
es dennoch nicht stundenlang ohne Nahrung lassen, sondern müssen es bis zur
Übergabe wenigstens mit ungesüßtem Fencheltee oder wenn nichts anderes im
Haus ist mit Kamillentee füttern, damit der Igelsäugling nicht austrocknet,
denn sonst ist jede Hilfe zu spät. Also im Notfall oder wenn Esbilac nicht
sofort erhältlich ist den Kleinen wenige Tage oder Stunden mit ungesüßtem
Fencheltee versorgen. Dabei muss man darauf achten alle paar Stunden zu füttern
und zwar auch mit einer Einwegspritze ohne Nadel (Tee sowie Einwegspritze ist in
jeder Apotheke erhältlich, im Notfall den Notdienst der Apotheke nützen).
Bei der ersten Fütterung immer nur ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee
füttern, weil der Igelsäugling oft schon nahe der Austrocknung ist und man als
Laie schnell Futter in die Lunge bekommt. Zudem sollte man mit sehr kleinen
Mengen anfangen um die Umgewöhnung auf die Ersatzmilch zu unterstützen. Eine
genaue Auflistung der Nahrungsmenge und Fütterhäufigkeit finden Sie beim
"Merkblatt zur Aufzucht verwaister Igelsäuglinge" (siehe unten).
Toiletting / Nach der Fütterung
Die Igelmutter schleckt ihre Babys nach jeder Mahlzeit ab und frisst die
Ausscheidungen um das Nest nicht zu verschmutzen, aber als Pfleger ist das nicht
möglich. Da Igelsäuglinge jedoch alleine nicht fähig sind Kot und Urin
abzusetzen muss man als Pfleger nach helfen. Deshalb muss man nach jeder
Fütterung mit einem angefeuchteten Finger oder Wattestäbchen Bauch und
Aftergegend vorsichtig massieren. Das ist nach jeder Fütterung nötig, auch
wenn man im Nest Kot findet.
Nach dem Toiletting den Igel vorsichtig von Futterresten, Kot (kleine, grünlich
aneinander klebende Kügelchen) und Urin säubern. Am besten geht das mit
angefeuchtetem Zellstoff. Außerdem empfiehlt es sich die Haut des Igelbabys
anschließend mit etwas Babyöl (nichts anderes!!) einzureiben.
Unterbringung
Bei der Unterbringung von Igelsäuglingen auf keinen Fall ein Heizkissen
verwenden, da das die Kleinen austrocknet! Weil Igelbabys jedoch warm liegen
müssen verwendet man als Wärmequelle eine Wärmflasche mit handwarmen Wasser
(regelmäßig neu füllen) und mit einem doppelt gefalteten Handtuch zugedeckt
(aufpassen, dass die gesamte Fläche bedeckt ist). Auf das Handtuch legt man
mehrere Küchentücher, die man wenn sie dreckig sind schnell austauschen kann.
Anschließend setzt man die Igelbabys auf die Küchentücher und deckt sie mit
einem weiteren Handtuch zu.
Als "Nest" benutzt man einen Pappkarton oder Käfig mit hoher
Bodenwanne, der doppelt so groß wie die Wärmflasche ist. Der Rest des
Quartiers wird mit mehreren Zeitungen ausgelegt (auch leicht auswechselbar),
damit die Kleinen sich dorthin zurückziehen können, wenn es ihnen auf der
Wärmflasche zu warm wird.
Für genauere Infos schauen Sie sich das "Merkblatt zur Aufzucht
verwaister Igelsäuglinge" von Monika Neumeier auf der Internetseite von
Pro Igel an.