Lebensvorgänge bei der Überwinterung

Der Igel ist der einzige Insektenfresser, der Winterschlaf hält. Im Herbst frisst er sich einen Fettvorrat an, um den Winter heil durchzustehen. Wann er dann mit dem Winterschlaf beginnt, hängt mit dem Wetter, dem Gewicht und dem Nahrungsmangel zusammen. Erwiesen ist lediglich, dass sich dickere Igel eher in ihr Winterquartier zurück ziehen als dünne oder kranke Tiere, die soviel Zeit wie möglich nutzen, um noch etwas Speck anzufressen. Bleibt die Durchschnittstemperatur längere Zeit unter 10-15°C, dann beginnen die ersten Igel mit vorhandener Bereitschaft mit dem Winterschlaf. Vor dem Winterschlafbeginn nimmt der Igel zwei Tage keine Nahrung zu sich, um den Darm zu entleeren. 

Beim Winterschlaf läuft alles anders ab, als beim aktiven Igel. Die Körpertemperatur sinkt ab und nähert sich den Umgebungstemperaturen, während sie im Normalzustand 35°C beträgt. Kurz bevor die Temperaturen unter den Nullpunkt sinken wird die Körpertemperatur wieder etwas erhöht. Die Körpertemperatur sinkt niemals unter 4-5°C ab. Die Stoffwechselvorgänge werden reduziert und zwar auf etwa 1-5% der Normalwerte. Die Atmung wird ebenfalls von 40-50 Atemzügen pro Minute auf 3-4 vermindert. Das Herz schlägt auch langsamer, statt 170-200 mal pro Minute nur noch 2-12 mal. Atmung und Herzschlag setzen gelegentlich sogar für einige Minuten komplett aus. Die Verdauungsvorgänge laufen langsamer ab und Nervenimpulse werden nicht mehr so schnell weitergegeben wie beim wachen Igel. Alle diese Veränderungen lassen den Igel wie tot erscheinen. Sinkt die Außentemperatur allerdings unter einen Minimumwert, dann wird der Igel durch ein Alarmsystem geweckt, damit er nicht erfriert.

Trotz der herabgesetzten Körperfunktionen benötigt der Igel Brennstoff, den er aus den angefressenen Fettreserven bezieht. Man unterscheidet hierbei weißes und braunes Fett. Das weiße Fett, das als Fettreserve unter der Haut gespeichert wird, dient zur Energieversorgung im Winterschlaf. Unter der Schulterhaut besitzt der Igel zwei orange-braune Fettlappen, die das braune Fett beinhalten und zum Aufwachvorgang im Frühling benötigt werden. Das braune Fett ist ebenfalls dafür verantwortlich, dass ein Igel, dessen Körpertemperatur unter 4°C abzusinken droht aufwacht und somit nicht erfriert.

Wie viel Gewicht der Igel letztlich für den Winterschlaf braucht, hängt von sehr vielen Faktoren, wie dem Wetter oder dem Zustand des Igels ab. Insgesamt verbraucht er zwischen 15-40% seines Gewichts. Schläft der Igel ohne Unterbrechung, werden beim Aufwachen alle Körperfunktionen reaktiviert und übersteigen die normalen Werte eines aktiven Igels. Die Herzschläge können einen Wert von 325 Schlägen pro Minute erreichen und die Atemfrequenz liegt bei 72 Zügen. Dies ist ca. 3-4 Stunden nach dem Erwachen der Fall. Indessen wird die Körpertemperatur erhöht und der Igel entrollt sich wieder. Beim Aufwachen innerhalb des Winterschlafes, hervorgerufen durch Störungen wie zu warme oder kalte Temperaturen oder andere störende Einflüsse, wird die Körpertemperatur wieder auf die Normaltemperatur erhöht. Läuft der Igel in etwas angeschlagenem Zustand durch die Gegend, liegt das daran, dass er nichts zu fressen findet. Nimmt ihn in diesem Zustand niemand ins Haus, hat er nur die Wahl zwischen Verhungern und Erfrieren. Der Aufwachvorgang benötigt jedoch sehr viel Energie, so dass ein zu häufiges Aufwachen sehr schädlich für den Igel ist.